Fragen und Antworten zur leuchtenden Bahnsteigkante

Artikel: Fragen und Antworten zur leuchtenden Bahnsteigkante

Hier beantworten wir Ihnen häufig gestellte Fragen zu der leuchtenden Bahnsteigkante. 


Was ist eine leuchtende Bahnsteigkante und wie funktioniert sie?

Die leuchtende Bahnsteigkante ist ein Lichtleitsystem, bei dem im Boden des Bahnsteigs eingelassene LED-Bausteine Lichtmuster anzeigen. Es soll Fahrgästen die Orientierung erleichtern und die Aufmerksamkeit am Bahnsteig erhöhen.

Die Bahnsteigkante besteht aus Betonplatten mit integrierten LED-Elementen. In Kombination mit einer intelligenten Lichtsteuerung machen sie den Bodenbelag am Bahnsteig zum innovativen Wegweiser.

Die Leuchtzeichen sind für jeden Menschen intuitiv und international verständlich. Ein statisches rotes Licht entlang der gesamten Bahnsteigkante weist - zusätzlich zu den bestehenden Markierungen - auf den Gefahrenbereich hin, der aus Sicherheitsgründen frei bleiben muss. Dieses Lichtmuster wird abgelöst, sobald sich die nächste S-Bahn nähert. Ein weißes Lauflicht weist dann auf die Halteposition dieses Zuges hin. Die Halteposition wird in Kombination mit der Auslastung in den Farben Orange = hohe Auslastung, Gelb = mittlere Auslastung und Grün = geringe Auslastung visualisiert. Unmittelbar vor der Einfahrt des Zuges in den Bahnhof wechselt das System auf rot blinkend und erhöht somit zusätzlich die Aufmerksamkeit der wartenden Fahrgäste. Während des Ein- und Ausstiegs gehen die Lichter aus. Die Abfahrt des Zuges aus dem Bahnhof wird durch rotes Blinken begleitet, welches dann wieder in den statisch rot leuchtenden Modus übergeht bis sich der nächste Zug ankündigt.       

Warum baut die Deutsche Bahn die leuchtende Bahnsteigkante ein? 

Während der Betriebserprobung untersucht die Deutsche Bahn, ob sich die Reisenden durch das neue Fahrgastleitsystem besser orientieren und am Bahnsteig verteilen können, um schneller und einfacher ein- und auszusteigen. Die Deutsche Bahn prüft außerdem, ob durch das System die Pünktlichkeit gesteigert und die Auslastung des Bahnsteigs optimiert sowie zusätzlich die Aufmerksamkeit der Reisenden im Einstiegsbereich erhöht werden kann. Um leichter einen Sitzplatz finden zu können, zeigt die leuchtende Bahnsteigkante auch die Auslastung in den einzelnen Wagen an.

Was haben die Kund:innen davon?

Fahrgäste können seit Juni 2022 die neue Wegeleitung am Gleis 1 nutzen. Sie bekommen unterschiedliche Lichtmuster angezeigt, beispielsweise ein- und ausfahrende Züge, die Zughaltpositionen der S-Bahnen und ab Mitte Juli 2023 auch die Wagenauslastung.

Für Kund:innen soll die Orientierung am Bahnsteig einfacher sowie Wegezeiten kürzer werden. Freie Sitzplätze können einfacher gefunden werden und durch mehr Aufmerksamkeit am Bahnsteig wird die Sicherheit erhöht.

Wie wird der Testbetrieb wissenschaftlich begleitet und welche Ergebnisse erwartet die Deutsche Bahn?

Der leuchtende Bahnsteig ist Teil des Sicherheitsbahnhofs Berlin Südkreuz von Deutsche Bahn, Bundespolizei und BMI. Die Partner:innen prüfen hier gemeinsam konkrete Maßnahmen, die die Sicherheit für Reisende und Bahnhofsbesuchende erhöhen.

Für die Erstellung der Anzeigesymbolik und dessen Wahrnehmung durch Reisende wurden verschiedene Gutachten, unter anderem durch einen Professor der Technische Universität Berlin ausgearbeitet. 

Gemeinsam mit einem Marktforschungsinstitut werden die Partner:innen die einzelnen Phasen des Testkonzepts auf ihre Wirksamkeit evaluieren, um so ableiten zu können, ob die leuchtende Bahnsteigkante auch für weitere Bahnhöfe in Frage kommt.

Wie ist die Konstellation der Zusammenarbeit? 

Die Deutsche Bahn ist der Auftraggeber der SIUT GmbH.

SIUT GmbH spezialisiert sich seit einigen Jahren auf die Entwicklung von Systemen zur Lenkung von Personenströmen. Seit der Teilnahme am Startup-Programm der Deutsche Bahn legt die SIUT GmbH den Fokus auf den Bereich der Bahn-Infrastruktur.

Ein wesentlicher Bestandteil der leuchtenden Bahnsteigkante ist ein spezieller Betonstein. Diesen hat die SIUT GmbH in Kooperation mit dem Familienunternehmen Rinn entwickelt. Rinn ist Branchenführer im Bereich hochwertiger Betonsteine und seit vielen Jahren zertifizierter Lieferant der Deutschen Bahn. 

Wurden die Triebfahrzeugführer:innen der S-Bahn Berlin GmbH im Projekt mit einbezogen? Wurde auch eine mögliche Ablenkung durch die leuchtende Bahnsteigkante geprüft?

Die S-Bahn Berlin GmbH ist während des gesamten Projektverlaufs eingebunden. Vorab gab es mit der S-Bahn Berlin GmbH verschiedene Testfahrten, in denen ausführlich die Lichtmuster mit Farbwahl und Intensität in Hinblick auf mögliche Irritationen der Triebfahrzeugführer:innen bei der Einfahrt oder der Zugabfertigung untersucht wurden. Nach Anpassungen in der Leuchtintensität gab es keine Beanstandungen, die finalen Ergebnisse stehen aber noch aus. Während der einjährigen Betriebserprobung wird die Thematik durch Befragungen der Triebfahrzeugführer:innen weiter begleitet.

Blinkende Bahnsteigkanten gab es an den Berliner S-Bahnhöfen Alexanderplatz und Friedrichstraße nach deren Umbau in den 1990er Jahren schon einmal. Damals funktionierte das nicht so, wie gewünscht, und sie verschwanden recht bald wieder. Was ist jetzt anders?

Bei der damaligen Erprobung Mitte der 1990er Jahre wurde eine Beleuchtung über Leuchtstoffröhren realisiert, jedoch war die Technik so anfällig, dass der Pilot nach wenigen Monaten wieder abgebrochen wurde. Unser aktuelles System mit einer innovativen LED-Technik und intelligenter Lichtsteuerungssoftware sowie Daten bezüglich Zugarchitektur, Zughalteposition und Auslastung stellt eine komplette Neuentwicklung dar.

Gibt es Hinweise am Bahnsteig?

Plakate an den Säulen und Bodenaufkleber entlang der Bahnsteigkante und an den Treppen weisen auf den Testlauf hin und sollen den Reisenden die Lichtmuster näher bringen.

Was passiert nach Abschluss der Erprobung?

Die Deutsche Bahn lässt den rund einjährigen Testlauf wissenschaftlich begleiten und evaluieren. Ob sich die leuchtende Bahnsteigkante bewährt, wird sich zeigen. Dem Ergebnis der Bewertung kann nicht vorgegriffen werden. Auf Grundlage der Bewertung wird im Anschluss entschieden, an welchem Bahnhof und für welchen Anwendungsfall die leuchtende Bahnsteigkante ein sinnvolles Instrument sein kann.